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Beitrag vom 03.04.2008
LIKE HER – Einmal so aussehen wie...
Kristina Tencic
In einer Ausstellung vom 5.- 26.04.2008 in der Galerie Neurotitan zeigen neun Bildende Künstlerinnen ihre Lieblingsikonen aus dem Bereich der Literatur. Und Sie können Teil der Ausstellung werden!
WIE SIE sein. Das ist die Idee hinter der Ausstellung mit neun Künstlerinnen, die aus ihrem privaten Pool an Vorbildern zwei ihrer Lieblingsautorinnen auswählen durften, um sie entweder selbst darzustellen, oder darstellen zu lassen. Bisher kennt man dieses Rollenspiel z.B. von Künstlerinnen wie Cindy Sherman - doch nun gehen die partizipierenden Künstlerinnen und die Kuratorin Lena Braun einen Schritt weiter:
Die AusstellungsbesucherInnen können sich selbst in die Ikonen verwandeln und mithilfe der Fotografie Teil der Ausstellung werden. Accessoires zur gelungenen Verwandlung und Infomaterial über die Schriftstellerinnen werden dafür zur Verfügung stehen. LIKE HER verwischt damit die Grenzen zwischen passiver/m AusstellungsbesucherIn und aktiver Künstlerin. Gezwungen, an dem Verkleidungsspiel teilzunehmen, sind Sie natürlich nicht – Sie können auch lediglich die Ausstellungsobjekte betrachten und zum Schluss Ihre Lieblingsikone wählen.
Die Vernissage wird am 4. April 2008 um 20 Uhr mit einer Performance von Maura Rougieux stattfinden, bei der sie live ihre Ikonen Sylvia von Harden und Vicki Bennett, mit musikalischer Unterstützung von DJane Maria Tokyo, darstellen wird. Die Finissageparty schließlich beginnt am Samstag den 26. April 2008 um 19 Uhr.
Unterstützt wird die Ausstellung LIKE HER von AVIVA-Berlin.
Die mitwirkenden Künstlerinnen und ihre Ikonen sind:
Maura Rougieux wurde1982 in Frankreich geboren. Sie studierte 2004 bis 2006 Freie Kunst und Kunstkritik an der Master Université Marc Bloch in Strasbourg. Sie arbeitet im Bereich von Installation, und Klang und lebt seit Oktober 2006 in Berlin.
Ikone 1 - Sylvia von Harden (geboren 28. März 1894 in Hamburg, gestorben 4. Juni 1963 in Croxley Green) war eine deutsche Lyrikerin und Journalistin. Bis 1921 arbeitete sie für den Verlag Rauscher in Zürich, ihr Lebensgefährte war in dieser Zeit der frühexpressionistische Dichter Ferdinand Hardekopf. 1933 emigrierte sie über die Schweiz und Italien nach England. In den späteren Jahren verfasste sie Buchkritiken und Artikel für Zeitungen in England und Deutschland (Frankfurter Rundschau).
Ikone 2 - Vickie Bennett. "Ich arbeite in erster Linie fast ausschließlich mit Audio- und Seharchiven von verschiedenartigen Typen und Quellen und produziere dementsprechend analoge und digitale Medien durch viele Plattformen und Formate hindurch. Arbeiten mit Archiven spiegelt meine Philosophie wieder, dass vorige Arbeiten für die Bezugnahme sowohl in Theorie als auch Praxis für gegenwärtige und zukünftige Praktiker gleich vorhanden und zugänglich sein soll."
Xenia Fink, 1979 geboren, hat an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle und an der HAW in Hamburg Illustration studiert. Z.Zt. studiert sie Freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin und ist als Illustratorin für diverse Magazine und Zeitungen tätig.
Ikone 1 - Elsa von Freytag-Loringhoven, (1874 - 1927) war die Dada-Ikone Amerikas: Ihre Assemblagen aus gefundenen Objekten inspirierten Marcel Duchamp, ihre Verse von Sex und Wahn beschworen wilde Kontroversen herauf. Häufig in bitterer Armut lebend, da ihre Kunst und ihre Person als zu exzentrisch empfunden wurde, wurde sie jedoch u. a. von der Sammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim sowie der Schriftstellerin Djuna Barnes gefördert.
Ikone 2 - Jacqueline Susanns (1918 - 1974) erstes Buch "Every Night, Josefine" (1963), eine Geschichte über ihren Pudel, verkaufte sich 1,7 Millionen Mal. Obwohl ihr Verleger eine Fortsetzung wollte, schrieb sie etwas völlig anderes: "Tal der Puppen". Der Roman über drei Hollywood-Starlets, die sich nach oben kämpften, erschien im Februar 1966 und hielt sich 28 Wochen auf Platz eins der "NYT"-Bestsellerliste. Vor allem aber war Jaqueline Susann, die Trash und Melodram zum Bestseller-Konzept verlötete, die erste Autorin, die mit einem neuen erfolgreichen Marketing-Ansatz alle zuvor üblichen Strategien aushebelte und das Buchgeschäft zu einem Bestandteil des Showbusiness machte.
Jenny Tall Kroftova, Jahrgang ´79, ist Wort und Bildstellerin, sowie Fragmentforscherin aus Berlin. Sie studierte Kommunikationsdesign an der FHTW, hat sich immer ohne Orientierung am besten zurecht gefunden und plant in Zukunft, ein 5.000 Teile Puzzle herauszugeben.
Ikone 1 - Marguerite Radclyffe Hall war eine britische Dichterin und Schriftstellerin Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit "The well of loneliness" (Quell der Einsamkeit) schuf sie 1928 den Klassiker der lesbischen Literatur, der sofort wegen "Obszönität" verboten wurde, weil er kompromisslos von der Liebe einer Frau zu Frauen erzählt.
Ikone 2 - Patti Smith ist eine eigenwillige Dichterin, Musikerin, Malerin, Fotografin, politische Aktivistin, Arbeiterin, Mutter und Seeräuberin. Sie ist: "Das Ekstatische und das Zarte, das Strukturierte und das Improvisierte - Schreien und Flüstern - Tränen in den Augen und Schaum vor dem Mund - Trotziges Spucken, trauerndes Weinen - Und alles echt." (H. P. Daniels )
Karin Sulimma, 1962 in Klagenfurt geboren, lebt in Wien und ist spezialisiert auf Skulptur und Installation.
Ikone 1 - Velma Wallis, 1960 als eines von dreizehn Kindern in Fort Yukon, Alaska, geboren, wurde in den traditionellen Werten ihres athabaskischen Volkes erzogen. Nach dem Besuch der High-School zog sie in eine Trapperhütte und lebt dort seit zwölf Jahren allein mit ihrer Tochter wie ihre indianischen Vorfahren. 1993 Auszeichnung mit dem "Western States Book Award".
Ikone 2 - Renée Vivien, eigentlich Pauline Mary Tarn, (1877 - 1909) war eine US-amerikanische Dichterin und eine der letzten Vertreterinnen des Symbolismus. Sie war bekannt für ihren exzentrischen Kleidungsstil und für ihr offenes Bekenntnis zu ihren lesbischen Neigungen.
Maria Tokyo lebt und arbeitet als Illustratorin und Characterdesignerin in Berlin.
Ikone 1 - Mary Wollstonecraft Shelley wurde am 30. August 1797 in London geboren und starb am 1. Februar 1851 in London. Ihr bekanntestes Werk ist "Frankenstein oder der moderne Prometheus" das sie noch nicht einmal 20-jährig schrieb.
Ikone 2 - Jackie Collins wurde am 4. Oktober 1939 in London als jüngere Schwester der Schauspielerin Joan Collins geboren und lebt heute in Los Angeles, Kalifornien. Ihre Romane spielen in der Welt der Reichen und Schönen, sie gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Amerikas.
Lena Braun aka Queen Barbie wurde 1961 geboren und studierte Kommunikationswissenschaften. Als Künstlerin und Kuratorin verwischt sie gerne die Grenzen zwischen Bildender und Darstellender Kunst. Ihre Hauptthemen sind Gender und weibliche Biographie.
Ikone 1 - Djuna Barnes. "Als Schriftstellerin für mich wegweisend. Ich liebe ihre Spitze Zunge und ihre Exzentrik."
Ikone 2 - Julie Burchill. "Das beste Beispiel, das auch ein Arbeiterkind Karriere machen kann, nach dem Motto: Frech kommt weiter. Das kann ich natürlich nur bewundern."
Sonja Puschmann machte 1998 ihren Abschluss als Meisterschülerin an der UdK Berlin bei Baselitz. Seit dieser Zeit ist sie als selbständige Bildende Künstlerin in Berlin tätig.
Ikone 1 – Paula Modersohn-Becker: Deutsche Malerin des Frühexpressionismus. "Ihre Briefe und Tagebuchaufzeichnungen haben mich nachhaltig geprägt."
Ikone 2 - Simone de Beauvoir: Französische Philosophin. "Mit ihren Werken verstärkte sie mein Bewusstsein, als Frau ein eigenständiger Mensch zu sein."
Iris Weirich wurde 1974 in Wien geboren. Die Fotokünstlerin, mit Vorliebe für inszenierte Fotografie und Theater, lebt und arbeitet als Bühnenfotografin und Regieassistentin in Berlin. Sie vermittelt in ihren freien Fotoarbeiten gerne eine gewisse Irritation und die Verfremdung gängiger Sehweisen.
Ikone 1 - Tania Blixen (1885 - 1962), die Tochter einer dänischen Großbürgerfamilie verarbeitete ihre Erfahrungen als Farm-Besitzerin in Kenia (1913 - 1921) in dem autobiographischen Roman "Afrika, dunkel lockende Welt" (1937), der bis heute als ein authentisches Dokument der afrikanischen Kultur unter dem Einfluss der Kolonialmächte gilt.
Ikone 2 - Ingeborg Bachmann (1926 - 1973), wurde als Lyrikerin bekannt und beschäftigte sich zeitlebens mit gesellschaftspolitischen und philosophischen Thematiken, 1971 erschien ihr vieldiskutierter Roman "Malina". Die österreichische Schriftstellerin gilt heute als eine der wichtigsten Autorinnen der Nachkriegsepoche.
M. Minette Dreier ist Malerin und Filmemacherin. Themen ihrer Arbeit sind Identität, Sehnsucht und Macht. Sie porträtiert Menschen zwischen/neben/hinter den Geschlechtern für die Serie "doing gender" und erzählt in "guilty pleasures - sad erotics" melancholische Geschichten vom Sehnen und Suchen, von bizarren Vergnügen und obskuren Begierden.
Ikone 1 - Carson McCullers ist als amerikanische Schriftstellerin, im Alter von 23 Jahren mit dem Roman "The heart is a lonely hunter" berühmt geworden. Ihr Leben ist von schweren Krankheiten überschattet, sie stirbt bereits mit 50, hat aber mit ihrer literarischen Arbeit (4 Romane, 2 Novellen und Kurzgeschichten) großen Erfolg.
Ikone 2 - Hildegard Knef ist das deutsche Multitalent (Schauspielerin, Sängerin, Texterin und Schriftstellerin). Ihr erstes Buch, "Der geschenkte Gaul", landet auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und wird in 17 Sprachen übersetzt. Sie spielt in mehr als 40 Kinofilmen, schreibt 5 Bücher, veröffentlicht 62 LPs und schreibt zahllose Chansontexte, bevor sie mit 76 Jahren stirbt.
Weitere Informationen zu den Künstlerinnen und den dargestellten Autorinnen finden Sie unter: www.studioxxberlin.de
Veranstaltungsort: Haus Schwarzenberg
Galerie Neurotitan
Rosenthaler Str. 39, 2.HH
10178 Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-20 Uhr, So 14-19 Uhr
www.neurotitan.de